Die Grundlage pädagogisch-individualpsychologischer Arbeit
ist folgendes Menschenbild:

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das von Natur aus gut ist – auch im Sinne „er tut immer sein Bestes“ – und seinen Beitrag zur und in der Gesellschaft leisten will; der Mensch braucht gelungene soziale Beziehungen zu anderen Menschen für seine psychische und physische Gesundheit. Die treibende Kraft eines jeden Menschen ist sein Bedürfnis nach Zugehörigkeit und sozialer Gleichwertigkeit. Darüber hinaus ist der Mensch zielorientiert, denn Ziele sind die Antriebskräfte seines Verhaltens. Er trifft Entscheidungen (bewusst oder unbewusst) und ist immer ganzheitlich, d.h. als unteilbare Einheit von Körper, Seele und Geist und im Kontext seines sozialen Umfeldes zu betrachten. Sein Denken, Fühlen und Handeln bedingen sich gegenseitig und sind nicht losgelöst voneinander zu verstehen.
Der Mensch – in Anlehnung an den radikalen Konstruktivismus – ist somit der Akteur seiner Entwicklung und Baumeister seiner Wirklichkeit; er ist autonom, reflexiv, rational, kommunikativ und final in seinen Handlungsweisen. Aus dieser Sicht wird alles menschliche Verhalten als subjektiv-optimaler Lösungsversuch bzw. als Partizipation an der Gestaltung eines Lebensraums und der von ihm erfahrenen Gesellschaft verstanden.

Der nachfolgende Text ist aus dem Buch von Susanne Stöcklin-Meier
„Was im Leben wirklich zählt – mit Kindern Werte entdecken“
S. 95, erschienen im Kösel Verlag, entnommen.
Er „…steht über dem Eingang einer tibetischen Schule..“:

Wenn ein Kind kritisiert wird,
lernt es zu verurteilen.
Wenn ein Kind angefeindet wird,
lernt es, zu kämpfen.
Wenn ein Kind verspottet wird,
lernt es, schüchtern zu sein.
Wenn ein Kind beschämt wird,
lernt es, sich schuldig zu fühlen.
Wenn ein Kind verstanden und toleriert wird,
lernt es, geduldig zu sein.
Wenn ein Kind ermutigt wird,
lernt es, sich selbst zu schätzen.
Wenn ein Kind gerecht behandelt wird,
lernt es, gerecht zu sein.
Wenn ein Kind geborgen leben darf,
lernt es, sich selbst zu mögen.
Wenn ein Kind in Freundschaft angenommen wird,
lernt es, in der Welt Liebe zu finden!